Von Emilia bis heute – eine Ausstellung beschäftigt sich mit den Frauenbildern vergangener Zeiten

Vergangenen Freitag stellten 14 Schülerinnen und Schüler des 13. Jahrgangs  interaktive Projekte zum Frauenbild im Wandel der Zeit in der „Studienzone“ aus. Das kleine Museum, welches den Titel „La vie est belle?! – Frauenbilder im Wandel der Zeit“ besaß, beschäftigte sich mit den Frauen aus literarischen Werken vom 18. Jahrhundert bis heute. Der Deutschleistungskurs, unter der Leitung von Frau Hierse, widmete sich kreativ den Werken „Emilia Galotti“ von G. E. Lessing, „Effi Briest“ und „Irrungen, Wirrungen“ von Theodor Fontane, „Fräulein Else“ von Arthur Schnitzler und zuletzt „Ich sehe was, was du nicht siehst“ von Brigit Vanderbeke. Unter anderem fanden sich eine Wäscheleine (sinnbildlich für die Wäscherin Lene Nimpsch aus Fontanes „Irrungen und Wirrungen“), mehrere bunte aufklappbare Plakate, eine Stationenarbeit mit einer Zeichnung von Effi Briest und eine abstrakte Plastik mit einem Keuschheitsquiz und inneren Monolog in der Ausstellung wieder, die den Besuchern das jeweilige Frauenbild näherbringen sollten. Diese Absicht gelang, denn selbst Schüler aus anderen Jahrgängen betrachteten die Ausstellungsstücke und stellten Fragen.

Doch wozu braucht man das? Warum müssen Schülerinnen und Schüler in ihren letzten Schulwochen ein solches Projekt bearbeiten?

Es soll wohl eine ähnliche Wirkung wie die literarischen Werke an sich haben: Wissen in kreativer Form gesammelt festhalten und anderen zugänglich machen. Doch wieso reichen dafür nicht sachliche Aufsätze aus? Wieso braucht man überhaupt Dramen und Romane, die einem in äußerst verschachtelter Weise eine ferne Welt darlegen wollen? Auch wenn Sachtexte an sich für die Erinnerung wichtig sind, leistet Literatur einen großen Beitrag für das Festhalten und Kennenlernen längst vergangener Zeiten. Niemand kennt jemanden, der als Frau unter den Moralvorstellungen des 18. und 19. Jahrhunderts gelitten hat persönlich. Schließlich sind sie alle tot und die Geschichten über die eigenen Ahnen werden entweder mythisch weitererzählt oder sind gar nicht vorhanden. Das Gedenken an die eigene Lebzeit überdauert nur wenige Generationen und sie verblasst mit dem Tod ihres Trägers, wenn sie nicht festgehalten wird. Dies geschieht unter anderem durch Literatur. Sie hält nicht nur Ereignisse und fiktive Geschichten fest, sondern trägt die Moralvorstellungen und Umstände der jeweiligen Zeit mit sich in die Zukunft. Dazu vermittelt sie diese Vorstellungen auf kreative und lebendige Weise den Lesenden, wodurch man längst vergangene Zeiten kennenlernen kann, wenn auch durch die Augen eines fiktiven Charakters.

Es bleibt zu sagen, dass man auch in Sachtexten von der unterdrückten Frau, der bloß die Rolle der Mutter, Ehefrau und Hausfrau gewährt wurde, oder von der modernen selbstständigen Frau, die sich freiwillig sowohl für eine Karriere als auch für eine Familie entscheiden kann und nicht länger vom Mann abhängig ist, lesen kann, jedoch werden einem so äußerst selten die Gedanken und Gefühle, die Frau hatte, authentisch vermittelt. Bei der Erinnerung an vergangene Zeiten spielt Literatur also eine beachtliche Rolle, denn sie hilft den Nachfahren die Vorstellungen der vergangenen Zeiten zu erleben. Dieses Ziel wurde u.a. auch mit dieser Ausstellung verfolgt. Sie dient aber auch dazu, der zukünftigen Generation zu helfen, Fehler zu vermeiden und ihren Fortschritt zu erkennen. Denn letzten Endes lebt jede Generation unter anderen Bedingungen.

Text: Chantal Fredrich, Fotos: K. Hierse